Zahnimplantate stellen heute den Standard bei dem Ersatz verlorengegangener Zähne dar. Die implantologische Versorgung von Zahnlücken ist heutzutage Routine und sehr sicher. Auch bei reduziertem Kieferknochen oder geringer Knochendichte stehen uns zahlreiche Verfahren und Möglichkeiten zur Verfügung, um Knochen zu gewinnen oder durch Knochenersatzmaterialien zu regenerieren. Dadurch kann auch bei nicht optimaler Ausgangssituation meist dennoch eine optimale Grundlage für eine Implantatversorgung geschaffen werden. Umso wichtiger in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeiten einer Implantation möglichst vor dem Entfernen des betroffenen Zahnes zu planen, um Knochenverluste vor ihrer Entstehung zu vermeiden.
Insgesamt nimmt durch die fortschreitende Etablierung der dentalen Zahnimplantate die Bedeutung von konventionellen Brücken oder herausnehmbarem Zahnersatz stetig ab.
Grundsätzlich sind ein gesunder und ausreichender Knochen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Implantatversorgung. Daher muss jedes Implantat sorgfältig geplant und der übrige Gebisszustand berücksichtigt werden. Selbstverständlich gehören heute 3D-Röntgenaufnahmen, so genannte DVT-Aufnahmen, neben den 2D-Aufnahmen wie z.B. OPG-Aufnahmen zum Standardrepertoire einer sorgfältigen Implantatplanung.
Die Implantation
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und langfristige Implantatversorgung ist das Knochenangebot. Darüber, ob genug Knochen vorhanden ist und welche Implantationstechnik zum Einsatz kommen soll, gibt die 3D-Aufnahmetechnik (DVT) Aufschluss. Anhand dieser Aufnahme lassen sich Implantationen exakt planen und Nachbarstrukturen wie z.B. Nerven optimal schützen, so gibt es während der Operation keine Überraschungen und Komplikationen können minimiert werden. Sollte sich das Knochenangebot als unzureichend herausstellen, können spezielle Aufbautechniken wie ein interner oder externer Sinuslift im Oberkiefer oder ein Knochenaufbau im Unterkiefer durchgeführt werden. Der erfahrene Implantologe berücksichtigt bereits vor der Zahnentfernung mögliche Risiken, um ein Knochendefizit zu vermeiden. So können ggf. schon bei der Zahnextraktion Techniken wie eine socket preservation oder auch eine Sofortimplantation angewendet werden, um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden.
Die klassische Implantation wird in der Regel 3 bis 4 Monate nach der Zahnentfernung unter antibiotischer Abschirmung durchgeführt. Nach Abschluss der Wundheilung schließt sich die Einheilungsphase an, in der die Integration des Implantates in den Knochen (Osseointegration) stattfindet. Diese dauert ca. 3-4 Monate und ist von individuellen Faktoren abhängig.
Nach der erfolgreichen Osseointegration wird das Implantat freigelegt und das Zahnfleisch geformt. Hierzu wird ein so genannter Gingiva Former eingebracht, um den herum das Zahnfleisch ausheilt. Nach einer kurzen ca. 2-wöchigen Ausheilungsphase kann dann die Abdrucknahme bzw. der intraorale Scan erfolgen, damit das zahntechnische Labor den Zahnersatz herstellen kann. Dieser wird in der Regel 1 bis 2 Wochen später eingesetzt.
Die Nachsorge
Dentale Implantate bedürfen der gleichen Pflege wie die eigenen Zähne. Regelmäßiges Zähneputzen und Zwischenraumpflege sind unerlässlich. Für einen dauerhaften Zahn- und Implantaterhalt sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Zahnreinigungen wichtig. So können Probleme und Gefahren frühzeitig erkannt und mögliche Defizite bei der Mundhygiene korrigiert werden.
Die navigierte Implantation
Grundvoraussetzung einer Implantation ist eine exakte Planung und Beratung. Teil dieses Schrittes ist eine 3D-Röntgenaufnahme (DVT) anhand dieser das Knochenvolumen und die Knochenqualität beurteilt werden kann und die Implantation simuliert wird. Auf Grundlage dieser Aufnahme kann digital eine Bohrschablone in einem 3D-Drucker erstellt werden. Diese leitet dann während der Operation die Implantatpositionierung und kann so eine exakte Übertragung der digitalen Planung in den Patientenmund gewährleisten. Diese Art der Implantation wird navigierte Implantation genannt
Diese Technik gewährleistet eine exakte Umsetzung der digitalen 3D Planung und kann so das operative Risiko weiter reduzieren. Allerdings beschränkt die Navigation auch die Freiheiten des Implantologen auf unvorhergesehene Situationen reagieren zu können. Die Vor- und Nachteile dieser geführten Operationstechnik müssen im Vorfeld sorgfältig abgewogen werden
Knochenaufbau
Der Wunsch nach festen Zähnen und sicher verankertem Zahnersatz ist allgegenwärtig.
Umso enttäuschender ist die Situation für alle Patienten, die kein ausreichendes Angebot an Knochen für eine erfolgreiche Implantatversorgung aufweisen. Daher steht heute eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, um eine erfolgreiche Implantation dennoch zu ermöglichen.
Die größte Bedeutung kommt in diesen Fällen der Vorbeugung zu. Es ist die Aufgabe des Behandlers den Knochenabbau möglichst vor seiner Entstehung zu vermeiden. Bei jeder geplanten Zahnentfernung sollte mit dem Patienten besprochen werden, ob eine Implantation in Frage kommt. Es sollten Situationen vermieden werden, die in ihrer Folge zu Knochenverlust führen werden. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen der Wurzelspitzen im Kieferknochen (apikale Parodontitis) oder ausgeprägte nicht mehr behandelbare Parodontitis. Zudem sollten Zähne schonend entfernt werden, um den umgebenden Knochen möglichst nicht zu schädigen.
Ist zu erwarten, dass auch bei Berücksichtigung dieser Punkte das Knochenangebot unzureichend sein wird, sollte eine socket preservation in Betracht gezogen werden. Bei dieser Technik wird die Alveole (das Zahnfach) direkt oder verzögert mit geeigneten Materialien aufgefüllt, um den Körper zur Knochenbildung in diesem entscheidenden Bereich anzuregen.
Ist es trotz aller Sorgfalt und vorbeugenden Maßnahmen zum Knochenabbau gekommen oder wurden diese missachtet kann das Knochenangebot für eine sichere Implantation unzureichend sein. In diesen Fällen wird ein Knochenaufbau notwendig. Dieser kann zum Mundinnenraum erfolgen oder in die Nasennebenhöhle in Form eines internen oder externen Sinusliftes.
Beim klassischen Knochenaufbau wird nach exakter Planung und Aufklärung der Knochen in Richtung des Mundinnenraumes, also auf den Kieferkamm, aufgebaut. Unter antibiotischer Abschirmung wird nach Eröffnung der Schleimhaut der vorhandene Knochen dargestellt und dann unter Verwendung verschiedener Materialien in der gewünschten Stärke aufgebaut. Nach dem Einbringen der Knochenersatzmaterialien oder des Knochens wird die Schleimhaut für 10-14 Tage sicher vernäht. In den folgenden 3-6 Monaten regeneriert der Knochen und der Körper bildet neuen Knochen. Dieser kann dann zur sicheren Verankerung der Implantate genutzt werden. Diese Technik wird meist im Oberkieferfrontzahnbereich und im Unterkiefer genutzt.
Socket Preservation
Das Verfahren der socket preservation dient dazu, Knochenverluste in Folge einer Zahnentfernung zu minimieren, um später erfolgreich Implantieren zu können. Je nach individuellen Voraussetzungen kann in einigen Fällen schon ein großer Knochenverlust im Vorfeld einer Zahnentfernung prognostiziert werden. Es kommt besonders häufig nach der Entfernung stark entzündeter Zähne im Rahmen des Heilungsprozesses zu starkem Knochenrückgang.
Interner Sinuslift
Als internen Sinuslift oder auch geschlossene Sinusbodenelevation bezeichnet man die knöcherne Erweiterung in Richtung Nasennebenhöhle während einer Implantation, ohne diese operativ zu eröffnen.
Der interne Sinuslift dient der schonenden Erweiterung des Implantatbettes und ermöglicht es längere Implantate zu setzen, als ohne die Erweiterung möglich gewesen wären. Voraussetzung ist eine ausreichende Knochenhöhe um während der Implantation das Implantat primärstabil (fest verankern) zu bekommen. Während der Operation wird so gebohrt, dass zwischen Bohrloch und der Nasennebenhöhle (Sinus) eine dünne Knochenlamelle bestehen bleibt, der Sinus wird also nicht eröffnet.
Nachfolgend wird mit einem stumpfen Instrument diese Knochenlamelle nach oben Richtung Nasennebenhöhle geklopft, so dass sich der Knochen wie ein Zeltdach in die Nasennebenhöhle vorwölbt. Nun kann ein entsprechend ausgewähltes Implantat eingebracht werden und den Raum unterhalb der Vorwölbung ausfüllen. Dies ermöglicht es dem Behandler einige Millimeter an Implantatlänge zusätzlich zu gewinnen. Der Vorteil dieses Vorgehens besteht in der ausbleibenden operativen Eröffnung der Nasennebenhöhle und der simultan stattfindenden Implantation. Der Raumgewinn ist allerdings limitiert und ein ausreichend starker Restknochen von ca. 6-8mm ist absolute Voraussetzung.
Ist durch die Rahmenbedingungen die Aussicht auf ein ausreichend starken Knochen zur späteren Implantation schlecht, kann im Rahmen der socket preservation nach der Extraktion und der Wundsäuberung direkt oder verzögert nach 4-6 Wochen Knochenersatzmaterial in die Alveole (das Zahnfach) eingebracht werden. Nach sorgfältigem Wundverschluss unter antibiotischer Abschirmung kommt es so zur knöchernen Regeneration des Zahnfaches. Einer erfolgreichen späteren Implantation steht nun nichts mehr im Wege.
Welche Materialien im Einzelnen geeignet sind, wird gemeinsam mit dem Patienten unter Berücksichtigung der individuellen Anforderungen entschieden.
Externer Sinuslift
Bei der externen Sinusbodenelevation oder dem externen Sinuslift, wird die entsprechende Nasennebenhöhle vom Mundraum aus unter antibiotischer Abschirmung eröffnet. Nach der Öffnung wird ein geeignetes Knochenersatzmaterial bzw. Knochen in Form eines Blocks oder als Granulat eingebracht, um nach einem Heilungsprozess von ca. 4-6 Monaten ein ausreichendes knöchernes Volumen für die eigentliche Implantation zur Verfügung zu haben.
In einzelnen Fällen kann es möglich sein die Implantation zeitgleich mit dem Sinuslift einzeitig durchzuführen. Dies ist von den individuellen Gegebenheiten und der Restknochenstärke zwischen Mundraum und Nasennebenhöhle abhängig.
Grundsätzlich ist dieses Verfahren zeitlich und operativ aufwändiger, ermöglicht aber Patienten mit nicht ausreichendem Knochenangebot trotzdem hochwertigen komfortablen Zahnersatz. Der externe Sinuslift erfordert ein Höchstmaß an operativem Geschick und Erfahrung.