Der Begriff Zahnchirurgie umfasst zahlreiche chirurgische Eingriffe im Mundraum. All diese Eingriffe erfordern ein hohes Maß an Präzision, Sorgfalt und Erfahrung. Zudem sollte ein operativer Eingriff nie um seiner selbst willen durchgeführt werden, sondern immer im Kontext mit einem klaren Behandlungskonzept stehen. Behandlungen in der Oralchirurgie sollten nur von dafür qualifizierten erfahrenen Zahnärzten wie unserem Oralchirurg in Steinfurt durchgeführt werden, dafür können Weiterbildungen wie Masterstudiengänge hilfreich sein.
Folgende oralchirurgische Eingriffe werden unter anderem ambulant in der Praxis durchgeführt:
- Implantologie
- Knochenmanagement (Knochenaufbau)
- Weisheitszahnentfernung
- operative Zahnentfernungen
- Wurzelspitzenresektionen
- Freilegung retinierter oder verlagerter Zähne
Die Weisheitszahnentfernung
In der Regel besteht das Gebiss eines Erwachsenen aus insgesamt 28 Zähnen. Davon sind 8 Zähne Molaren, je 2 pro Kiefer und Seite. Der Weisheitszahn ist der 3. Molar und kann sich häufig aus verschiedenen Gründen nicht korrekt in die Zahnreihe integrieren. Ist dies der Fall, kann eine Entfernung angezeigt sein.
Bei der Entfernung kann man zwischen einer operativen Entfernung bei noch nicht oder nur teilweise in der Mundhöhle sichtbaren Weisheitszähnen oder der regulären Zahnentfernung (Extraktion) bei vollständig in der Mundhöhle befindlichen unterscheiden.
Die Entscheidung, ob ein Weisheitszahn entfernt werden muss, trifft immer der Patient gemeinsam mit dem Zahnarzt.
Wann sollten die Weisheitszähne entfernt werden?
- Vollständig oder teilweise im Kiefer liegende (voll- /teilretinierte) Weisheitszähne können zur Verschiebung anderer Zähne führen
- Ausgehend von der Tasche um den teilretinierten Zahn können wiederkehrende Infektionen (Dentitio dificilis) verbunden mit Schmerzen und Mundöffnungseinschränkungen auftreten.
- Bei Karies oder Wurzelentzündungen am Weisheitszahn
- Wenn die Kaufunktion durch den Weisheitszahn eingeschränkt wird.
- Weisheitszähne können zur Resorption (Auflösung) von Knochen aber auch Wurzeln benachbarter Zähne führen und deren Erhalt gefährden.
- Bei Nischenbildung zu den übrigen Zähnen ist die Mundhygiene erschwert mit einem gesteigerten Risiko für Karies
- Wenn sich Zysten ausgehend von den Weisheitszähnen entwickeln.
Wann können Weisheitszähne erhalten bleiben?
- Wenn andere Backenzähne (Molaren) fehlen oder stark geschädigt sind.
- Wenn die Weisheitszähne ausreichend Platz in der Mundhöhle haben.
- Wenn das operative Risiko zu hoch ist oder der Gesundheitszustand des Patienten einen solchen Eingriff nicht erlaubt.
Diagnostik bei Weisheitszähnen
Neben der klinischen Untersuchung im Mund komplettiert das 2-D Röntgenbild (OPG) die Standarddiagnostik bei Fragen hinsichtlich einer Weisheitszahnentfernung. Daneben kann eine 3-D Röntgenaufnahme (Digitale Volumentomografie – DVT) sehr hilfreich sein, um den Grad der Verlagerung exakt einschätzen zu können und um die genaue Lage des Weisheitszahnes in Relation zu umgebenden Strukturen wie Nerven und Zähnen bestimmen zu können.
Behandlung bei Weisheitszähnen
Nach der Therapieentscheidung zu Gunsten der Weisheitszahnentfernung und einer sorgfältigen Aufklärung erfolgt die Entfernung ambulant in der Praxis durch den Zahnarzt. Diese kann pro Kieferhälfte erfolgen oder auch mehrere Zähne in einem Behandlungsschritt umfassen.
Selbstverständlich kann eine operative Weisheitszahnentfernung auch unter Vollnarkose durchgeführt werden.
Weisheitszähne sollten immer vollständig entfernt werden. In einzelnen Ausnahmefällen dürfen kleine Wurzelanteile belassen werden, wenn deren Entfernung zu Nervverletzungen (Nervläsionen) oder ausgedehnten Knochendefekten führen würden.
Nachsorge bei Weisheitszähnen
Die Wundheilung der Schleimhäute erfolgt innerhalb von 7-14 Tagen. Die Knochenheilung erfolgt langsamer und benötigt einige Monate in Abhängigkeit vom Umfang des Eingriffs.
Operative Zahnentfernung
Die operative Entfernung von Zähnen erfolgt im Wesentlichen analog zu der Entfernung von Weisheitszähnen und gehört ebenfalls zum Behandlungsspektrum der ambulanten Oralchirurgie.
Nach der gründlichen Diagnostik und Aufklärung wird die Entfernung unter Berücksichtigung aller anatomischer Nachbarstrukturen wie Nerven, Zähnen, Nasennebenhöhlen etc. Durchgeführt.
Im Rahmen der Aufklärung sollten bereits im Vorfeld alle Folgen der Entfernung und mögliche spätere Versorgungsmöglichkeiten mit dem Patienten besprochen werden. Besteht beispielsweise der Wunsch den zu entfernenden Zahn später implantologisch ersetzen zu wollen, sollte dies von Anfang an in die Therapieplanung eingebunden werden. Siehe auch Implantologie – Socket Preservation.
Wurzelspitzenresektion
Die Wurzelspitzenresektion ist Teil der Oralchirurgie die der Zahnarzt in der Praxis durchführen kann. Diese beinhaltete das Resezieren (Abschneiden) der Wurzelspitze und das Entfernen von, die Wurzelspitze umgebenden, entzündlich verändertem Gewebe.
Entzündete Nerven der Zähne im Mund führen zu einer Entzündungsreaktion des Körpers im Bereich der Wurzelspitze, denn hier grenzen das gesunde, die Wurzel umgebende, Gewebe und das entzündete absterbende Nervengewebe des Wurzelkanals aneinander. Erfolgt im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung die Säuberung des Wurzelkanals, kann es auch zur Ausheilung des gereizten Gewebes an der Wurzelspitze kommen. Ist die Entzündung allerdings bereits zu ausgedehnt oder es hat sich bereits eine Zyste (Abkapselung) um die Wurzelspitze herum ausgebildet, kann es zum Fortbestehen der Entzündung trotz gründlicher Wurzelkanalbehandlung kommen.
In diesen Fällen kann als letzte zahnerhaltende Behandlung die Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden. Über einen seitlichen Zugang durch den Knochen werden die Wurzelspitze und das umgebende Gewebe freigelegt und gesäubert (reseziert). Der Wurzelkanal wird entweder wie bei einer herkömmlichen Wurzelkanalbehandlung durch die Zahnkrone (orthograd) oder von der Wurzelspitze aus retrograd (rückwärts) gesäubert und versiegelt. Anschließend erfolgt der Wundverschluss. Nach einer erfolgreichen Wundheilung kann der so gekürzte Zahn erhalten bleiben.
Diagnostik bei der Wurzelspitzenresektion
Analog zu anderen zahnchirurgischen Eingriffen wird die klinische Untersuchung durch 2-D- und 3-DRöntgenbilder unterstützt. Insbesondere im Hinblick auf die Lokalisation und Ausdehnung der Entzündung, die Nachbarstrukturen aber auch auf die Erfolgsaussichten des Eingriffes liefert die Röntgendiagnostik notwendige Hinweise.
Sollten entzündete Wurzelspitzen behandelt werden?
Ja, denn…
- auch asymptomatische Entzündungen breiten sich weiter aus und müssen später wesentlich umfangreicher behandelt werden.
- auch schmerzfreie Entzündungen können jederzeit in sehr schmerzhafte mit Schwellungen einhergehende Phasen übergehen.
- lange fortbestehende Entzündungen neigen zur Ausbildung von Zysten, Abszessen oder gar Knochenentzündungen (Osteomyelitis).
- Entzündungen im Körper beeinflussen Allgemeinerkrankungen wie z.B. Diabetes negativ.
- schwächen Erkrankungen oder Medikamente das Immunsystem, können Entzündungen an der Wurzelspitze andere Organe akut gefährden.
Wann ist eine Wurzelspitzenresektion sinnvoll?
- Entzündungen im Wurzelspitzenbereich (apikale Parodontitis) die durch klassische Wurzelkanalbehandlungen nicht zu therapieren sind
- Der Zahn muss grundsätzlich erhaltungswürdig sein. Die Wurzel muss nach der Resektion ausreichend Stabilität bieten, damit der Zahn noch langfristig erhalten bleiben kann. Außerdem muss die Substanz der Zahnkrone ausreichend intakt sein.
Welche Risiken sind mit der Wurzelspitzenresektion verbunden?
- Grundsätzlich gelten die gleichen Risiken wie bei anderen oralchirurgischen Eingriffen.
- Anatomische Strukturen wie Nerven, Nachbarzähne oder Nasennebenhöhlen müssen beachtet werden.
- Bei ausgedehnten Entzündungsprozessen kann eine weiträumige Resektion im Kieferknochen spätere Implantationen erheblich erschweren. Daher sollte vor einer Resektion immer die weitere Therapieplanung einbezogen werden.
- Die Wurzelspitzenresektion ist im Grunde der letzte Versuch einen Zahn zu erhalten. Es kann trotz sorgfältiger Operation dennoch zu Zahnverlust kommen.
Nachsorge bei Wurzelspitzenresektion
Die Wundheilung der Schleimhäute erfolgt innerhalb von 7-14 Tagen. Die Knochenheilung erfolgt langsamer und benötigt einige Monate in Abhängigkeit vom Umfang des Eingriffs.
Freilegen retinierter oder verlagerte Zähne
Zähne können in einigen Fällen im Kieferknochen verbleiben und den Durchbruch (Eintritt) in die Mundhöhle nicht schaffen. Häufig sind zu geringe Platzverhältnisse oder Verlagerungen des betroffenen Zahnes ursächlich.
In diesem Fällen kann entweder durch den Oralchirurg eine operative Entfernung (Link) oder eine chirurgische Freilegung erfolgen. Die Freilegung erfolgt in der Regel im Zuge eines kieferorthopädischen Behandlungskonzeptes. Nachdem ausreichend Platz für den retinierten Zahn geschaffen wurde, kann dieser operativ freigelegt werden. Anschließend wird ein Bracket auf der Zahnkrone befestigt und der Zahn kann mit Hilfe verschiedenster Kieferorthopädischer Apparaturen in die entsprechende Lücke bewegt werden.
Der Eingriff erfolgt ambulant unter örtlicher Betäubung. Die Dauer des Eingriffs hängt von der Lokalisation des retinierten/verlagerten Zahnes und von den umgebenden Strukturen ab.
Bildquelle: proDente e.V.